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„Er hat sich nicht mehr gerührt“: Alis letzte Nacht im Stadtpark

Aus dem FALTER 46/2013

Joseph Gepp

Geschützt vor Wind und Regen: Hier auf diesen Stiegen zum Wienfluss im Stadtpark starb vergangenen Donnerstag Früh der obdachlose Slowake Ali, 36 Jahre. Seine zwei Begleiter, die noch immer hier sind, riefen die Polizei (Foto: Joseph Gepp)

Geschützt vor Wind und Regen: Hier auf diesen Stiegen zum Wienfluss im Stadtpark starb vergangenen Donnerstag Früh der obdachlose Slowake Ali, 36 Jahre. Seine zwei Begleiter, die noch immer hier sind, riefen die Polizei (Foto: Joseph Gepp)

Ali nennen sie ihn hier. Vor fünf Monaten kam der 36-jährige Slowake nach Wien, seitdem schlief er meist im Stadtpark. Zuletzt hatte er sich in jenem Stiegenabgang zum Wienfluss eingerichtet, geschützt vor Wind und Regen, zwischen halbleeren Wodkaflaschen und fleckigen Decken. Dort wachte Ali vergangenen Donnerstagmorgen nicht mehr auf.

Der Tote im Stadtpark ist ein neuer trauriger Höhepunkt in der wochenlangen Debatte über Obdachlose in Wien. Fremdverschulden wird ausgeschlossen; eine Obduktion soll klären, woran Ali genau gestorben ist.

Immer noch hier sind jene beiden Obdachlosen, die mit Ali zuletzt hier übernachteten. Es sind ein Wiener, 33, und Alis slowakische Freundin, 51. Er habe sich in der Früh einfach nicht mehr gerührt, sagt der Wiener. Die Slowakin redet fast nichts, fuchtelt nur nervös mit den Armen. Schließlich fängt sie ein Passbild aus der Brieftasche, ihr Ali, ein Mann mit kurzen, dunklen Haaren, daneben ein Kreuz.

Zwischen den Decken und Flaschen erinnern auch eine Kerze und einige Tulpen, die eine Hilfsorganisation hierhergebracht hat, an Ali.

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