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Buch: Am k. u.k. Außenposten

Erschienen im FALTER 18/2014

Einem fast vergessenen Militäreinsatz Österreichs widmet sich die Wiener Historikerin Tamara Scheer in einem neuen Buch: Im Jahr 1879 marschierte die Armee der Donaumonarchie in den Sandžak von Novipazar ein, eine Region im serbisch-montenegrinischen Grenzgebiet. Es war ein „konzilianter“ Akt mit Einverständnis des Osmanischen Reiches, das zuvor Machthaber über das Gebiet war.

Mithilfe zahlreicher Originalzitate schildert Scheer drei Jahrzehnte der Besatzung – und liefert ein farbenfrohes, detailreiches Bild soldatischen Lebens im balkanischen Hinterland. Der wahre Zweck der Mission – Österreich als Großmacht dastehen zu lassen -erschloss sich den Militärs allerdings nicht. So beschäftigten sich die Österreicher etwa mit der Verschönerung von Kasernen und der Frage, ob es der lokalen Bevölkerung erlaubt sein soll, Sliwowitz und Schafwolle auszuführen. Scheer schildert den Alltag bis hin zum Garnisonstratsch, etwa über den Hund, der verjagt wurde, weil er sich gegenüber einer Brigadiersgattin „unerhört respektwidrig“ benommen hatte. Insgesamt entsteht das lebendige Bild einer absurden Mission, deren einziger Zweck es war, die Illusion alter Größe zu wahren.

Joseph Gepp

Tamara Scheer: "Minimale Kosten, absolut kein Blut". Österreich-Ungarns Präsenz im Sandžak von Novipazar (1879-1908). Peter Lang, 282 S., € 56,50

Tamara Scheer: „Minimale Kosten, absolut kein Blut“. Österreich-Ungarns Präsenz im Sandžak von Novipazar (1879-1908). Peter Lang, 282 S., € 56,50

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