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„Verschwörung der Juden“: Wiens größte Moschee nimmt Stellung

Aus dem FALTER 38/2014

Bericht: Joseph Gepp
Foto: Julia Fuchs

Die größte Moschee Wiens hat derzeit ein PR-Problem, das Islamische Zentrum am Floridsdorfer Donauufer steht in der Kritik.

Zunächst behauptete Anfang September ein Dschihadist auf Puls 4, die Moschee rüste Gotteskrieger aus, ohne Anhaltspunkte zu nennen. „Blödsinn“, entgegnete das Zentrum.

Vergangene Woche schließlich berichtete der Falter von fragwürdigen Inhalten auf der Website der Moschee. Von „einer Verschwörung der Juden, die Muslime töten“ war dort in einem autobiografischen Bericht einer jungen Frau zu lesen.

Nun nimmt Salim Mujkanovic, Pressesprecher des Zentrums, Stellung. Der Text beinhalte „völlig verfehlte Aussagen“. Man habe die Stelle übersehen, sonst wäre er „nie auf unserer Homepage hochgeladen worden“. Der Text sei im Rahmen einer Facebook-Umfrage entstanden und dann auf die Website übernommen worden, so Mujkanovic. Inzwischen ist er wieder verschwunden.

Salim Mujkanovic ist Pressesprecher und Imam in Wiens größter Moschee, dem Islamischen Zentrum in Floridsdorf. Ein Text mit antisemitischen Aussagen sei aus Versehen auf der Website des Zentrums gelandet, sagt er (Foto: Julia Fuchs)

Salim Mujkanovic ist Pressesprecher und Imam in Wiens größter Moschee, dem Islamischen Zentrum in Floridsdorf. Ein Text mit antisemitischen Aussagen sei aus Versehen auf der Website des Zentrums gelandet, sagt er (Foto: Julia Fuchs)

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Ein Kommentar

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Das Islamische Zentrum Wien und die „Verschwörung der Juden“

Aus dem FALTER 37/2014

Bericht: Joseph Gepp

Das Islamische Zentrum Wien ist wahrlich keine Kellermoschee. Das größte islamische Gotteshaus Wiens mit dem 32 Meter hohen Minarett liegt in Floridsdorf, am Ufer der Donau. Im Jahr 1968 wurde die stattliche Moschee eröffnet, als Zeichen für Weltoffenheit, Toleranz und interreligiöse Verständigung.

Umso bedenklicher ist es, was sich auf der Website des Islamischen Zentrums findet.

So schildern junge Muslime in einer Art Schreibwettbewerb, wie sie zum Glauben fanden. Die Reihe läuft unter dem Titel „My Hijab“, also etwa „mein Schleier“. In den Beiträgen berichten die jungen Menschen etwa vom Tod naher Angehöriger, von der Freude der Pflichterfüllung, von Identitätskonflikten und religiöser Suche. Es sind aber nicht alle Texte derart harmlos, wie der APA-Journalist Alexander Fanta vergangene Woche im Internet öffentlich machte.

Auf der Website von Wiens größter Moschee finden sich fragwürdige Inhalte (Foto: aeiou)

Auf der Website von Wiens größter Moschee finden sich fragwürdige Inhalte (Foto: aeiou)

So beschreibt ein Mädchen namens Hawa, dass sie früher mit dem islamischen Gebot der Verschleierung nichts anzufangen wusste. „Ich dachte sogar, dass es eine Verschwörung war und dass es sich die Juden ausgedacht haben, damit man leichter erkennt, wer Muslim ist, und somit sie schneller wissen würden, wen sie töten müssen“, schreibt Hawa.

Dieser Zeilen sind nicht etwa Einträge in Foren, sondern normaler Inhalt auf der Website des Islamischen Zentrums. Den Gewinnern des Wettbewerbs „My Hijab“ winkten Gutscheine für ein islamisches Modehaus und ein Abendessen für die ganze Familie. Hawas Text war nicht dabei.

Der Falter hätte im Islamischen Zentrum gern die Hintergründe erfahren – doch es war niemand zu sprechen. Ein Imam, der seinen Namen nicht buchstabieren wollte, verwies auf einen Pressesprecher, der nicht zu erreichen war. Auch auf eine E-Mail des Falter reagierten die Verantwortlichen des Islamischen Zentrums nicht.

Dafür war nach knapp einer Stunde der Bericht des Mädchens Hawa von der Website verschwunden. Dem Falter liegt ein Screenshot vor.

Hier geht’s zur Reaktion des Islamischen Zentrums

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