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Glosse: Das war meine Woche

Aus profil 38/2017

Ich habe gelesen, dass es jetzt auch Briefmarken aus Holz gibt. Die Österreichische Post brachte sie vergangene Woche auf den Markt. Die Marken wurden aus dem Holz einer einzigen Eiche im Wienerwald gestanzt und zeigen – Überraschung! – eine Eiche. Briefmarken sind üblicherweise aus Papier, weshalb eine hölzerne landesweit für Aufsehen und Sammlerinteresse sorgt. Ein Prinzip, das sich auch aufs Geld umlegen lässt. Klingelt es nicht spätestens jetzt bei Ihnen, liebe Produktentwickler in den Zentralbanken und Münzprägestätten dieses Kontinents? Münzen bestehen gemeinhin aus Metall – wie langweilig! Wie wäre es mit Euro aus Wienerwald-Eichenholz, Edelsteinmehl, Hochlandrind-Knochen oder dauerhaltbarem Lebkuchen? Sammler und Anleger würden außer sich geraten vor Freude. Die darbenden Staatskassen würden klingeln. Bisher hat lediglich die international nicht anerkannte Republik Transnistrien im Jahr 2014 Rubel-Münzen aus Kunststoff herausgegeben (siehe Bild oben – sie erinnern ein wenig an Casino-Jetons). Außerdem fand man in Sachsen nach dem Ersten Weltkrieg eine kreative Antwort auf die allgemeine Metallknappheit: Münzen aus rotem Porzellan. Alles nur zaghafte Versuche. Da geht mehr! Übrigens: Sollte die Idee verwirklicht werden, freut sich der Autor dieser Zeilen über eine geringe Erfolgsbeteiligung. Am liebsten in hartem Metallgeld.

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Glosse: Das war meine Woche

Aus profil 37/2017

Ich dachte immer, der Handel mit Münzen sei ein nüchternes Geschäft. Da geht es um Gewichtsangaben, Edelmetallgehalte und – bei alten Stücken – um die Herkunft und Art der Prägung. Aber die Münze Österreich belehrt mich eines Besseren. Das Münzgeschäft kann auch locker-flockig sein, fast ein Event.

Mitte vergangener Woche. Bereits frühmorgens warteten die ersten Kaufwilligen vor der Tür von Österreichs Münzprägegesellschaft im 3. Wiener Bezirk, teilweise ausgerüstet mit Campingsesseln und Thermosflaschen. Sie standen um eine neue Drei-Euro-Münze im Sortiment an. Motiv: ein kleiner bunter Eisvogel. Man mag es kaum glauben, das Federvieh auf der Münze leuchtet sogar in der Nacht.

Es ist nicht das erste Tier. Die Serie „Die bunte Welt der Tiere“, die seit einigen Jahren läuft, beinhaltete bisher auch Fledermäuse, Tiger und Krokodile. Wem das zu profan ist, der könnte die Münze-Österreich-Serie „Engel – Himmlische Boten“ in Betracht ziehen. Die Kupfer- oder Silberteile zeigen die Erzengel Michael und Gabriel. Allerdings leuchten sie nicht in der Nacht, wiewohl sich das angesichts ihrer religiösen Aura anbieten würde.

Kitsch!, hört man da schon den Kultur-Snob rufen. Gebt uns altehrwürdige Semmeringbahn-Viadukte und verstorbene Bundespräsidenten zurück! Oder am besten: dicklippige Habsburger-Gesichter! Aber verschont uns mit Engerln und Viecherln im Neon-Look.

Doch wer so argumentiert, kennt den Markt nicht. Der Eisvogel war bereits am Tag nach der Erstausgabe ausverkauft. Während der Ausgabepreis zehn Euro betrug, wurde die Münze tags darauf im Internet um 40 bis 90 Euro gehandelt. Der leuchtende Tiger bringt es gar auf 150 Euro.

Im November kommt übrigens der Wolf dran. Holen Sie schon mal die Campingsessel raus!

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