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Gruft: Eine Sozialeinrichtung mit Tradition wird neu

Aus dem FALTER 31/2014

Bericht: Joseph Gepp
Foto: Julia Fuchs

Dort, wo Rudolf N. jahrelang sein Mittagessen einnahm und Karten spielte, dröhnen heute Bohrmaschinen und liegen halbleere Zementsäcke herum. Rudolf N., 71, geborener Niederösterreicher, ist seit sechs Jahren obdachlos und regelmäßiger Besucher der Gruft, einer Sozialeinrichtung der Caritas unter der Barnabitenkirche in Mariahilf. Doch die Gruft, so wie er sie kennt, gibt es nicht mehr.

Wo jahrelang Obdachlose mit warmen Mahlzeiten und Matratzen versorgt wurden, entsteht bis Anfang September ein größeres und moderneres Nachtquartier aus 30 Stockbetten, erklärt Christof Mitter, 29, Sozialarbeiter in der Gruft. Der Tagesbetrieb ist bereits vergangenen Herbst aus dem Gewölbe unter der Kirche in den Pfarrhof nebenan abgewandert.

Knapp 3,6 Millionen Euro hat der Gesamtumbau laut Caritas gekostet – eine Ausgabe, die hochnotwendig geworden war. Denn die Zahl der Obdachlosen in der Gruft hat sich im vergangenen Jahrzehnt fast verdoppelt.

Wo es früher warme Suppe und Matratzen gab, ist jetzt Baustelle: Der Obdachlose Rudolf N. und der Sozialarbeiter Christof Mitt er in der Gruft ,der wohl traditionsreichsten Sozialeinrichtung Wiens, die derzeit renoviert wird (FOTO: JULIA FUCHS)

Wo es früher warme Suppe und Matratzen gab, ist jetzt Baustelle: Der Obdachlose Rudolf N. und der Sozialarbeiter Christof Mitt er in der Gruft ,der wohl traditionsreichsten Sozialeinrichtung Wiens, die derzeit renoviert wird (FOTO: JULIA FUCHS)

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Herr Schwertner, was war da los in Floridsdorf?

Aus dem FALTER 40/2012

Telefonkolumne

Ein Vorfall wie dieser ist in Wien bislang nicht vorgekommen. Vergangenen Samstagvormittag fand auf dem Floridsdorfer Schlingermarkt ein afro-haitianischer Tanzworkshop statt. Unter dem Schlagwort „Tanz die Toleranz“ war er von der Caritas organisiert worden. Während der Veranstaltung kam es zu einer rassistisch motivierten Störaktion. Klaus Schwertner, Sprecher der Caritas Wien, berichtet.

Herr Schwertner, was ist da passiert in Floridsdorf?

In Kooperation mit der Stadt Wien und der Wiener Gesundheitsförderung fand unser Projekt „Tanz die Toleranz“ statt. Dabei kann man bei verschiedenen Tänzen mitmachen, damit die Leute sich begegnen und näher kennenlernen. Am Samstag gegen 11.40 Uhr sind plötzlich zehn Männer mit Affen-, Schweins- und Geistermasken gekommen. Sie hüpften wie wild herum. Die Teilnehmer wussten am Anfang gar nicht, was los ist, und dachten an Betrunkene. Die Gruppe hatte ein Plakat mit, auf dem „La Reconquista“ stand (die christliche Rückeroberung Spaniens im Mittelalter, Anm.). Und sie ließen kleine Zettel fallen mit den Worten: „Zertanzt die Toleranz“.

Was geschah danach?

Das Ganze ging sehr rasch. Die Maskierten verschwanden genauso schnell, wie sie aufgetaucht waren.

Männer mit Affenmasken störten eine Tanzveranstaltung in Floridsdorf (Foto: Caritas)

Wer könnte das gewesen sein?

Mithilfe des Schilds „La Reconquista“ sind wir im Internet auf eine Seite gestoßen, die sich „Wir für Wien“ nennt. Aber wir können nicht sagen, ob sie tatsächlich mit dem Vorfall im Zusammenhang steht. Bei den Kommentaren auf unserer Facebook-Seite hat sich außerdem eine Gruppe namens „Die Identitären von Wien“ zu der Aktion bekannt.

Welche Maßnahmen setzen Sie jetzt?

Wir haben die Begebenheit noch am selben Tag angezeigt. Bei der Polizei wurde uns aber gesagt, dass man den Vorfall nur wegen Ordnungsstörung verfolgen kann – ein rein verwaltungsrechtlicher Tatbestand. Deswegen prüfen wir derzeit mit einem Anwalt weitere rechtliche Schritte.

Anruf: Joseph Gepp

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