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Können Opfer gleichzeitig auch Täter sein, Frau Winter?

Aus dem FALTER 33/2013

Werbekolumne: Joseph Gepp

Helfen, das klingt einfach. Jemand benötigt Hilfe, man leistet sie und steht damit moralisch auf der richtigen Seite. Ein Werbespot des Roten Kreuzes, der zum Spenden auffordert, durchkreuzt dieses schlichte Bild. Er liefert etwas, das man in der Werbewelt selten findet: Differenzierung. Trotzdem verliert die Botschaft nichts von ihrer Wucht, im Gegenteil.

Zu sehen sind Hilfsbedürftige – und zu hören sind Zweifel. „Warum Opfern helfen, die auch Täter sind?“, heißt es beispielsweise mit Blick auf einen müden Guerillakämpfer, der sich in einem Zeltlager in einem Kriegsgebiet ausrastet, das Gewehr auf dem Schoß. Nächstes Bild: ein demenzkranker alter Mann im Nachtmantel. „Warum zuhören, wenn einer ständig dasselbe erzählt“, lautet die dazugehörige Frage. Die Antwort liefert schließlich der Slogan des Roten Kreuzes: „Aus Liebe zum Menschen.“

Statt nur auf die Tränendrüse zu drücken, lässt der Spot die Zuseher ahnen, dass die Arbeit als Helfer manchmal frustrierend ist. Er zeigt Situationen, in denen man als Helfer nicht mehr tun kann, als das Unvermeidliche etwas abzumildern.

Die Botschaft der Werbung richte sich deshalb nicht nur an potenzielle Unterstützer, erklärt Andrea Winter, Kommunikationschefin des Roten Kreuzes – sondern auch „an die interne Zielgruppe“. Das sind jene rund 60.000 ehrenamtliche Helfer, die Situationen wie die aus der Werbung wohl aus ihrer Arbeit kennen. Darüber hinaus spiegelt der Spot laut Winter „die Basis der Grundsätze des Roten Kreuzes wieder“: dass jedem unterschiedslos geholfen werde.

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