Aus dem FALTER 33/11
In der U-Bahn-Station Praterstern entsteht ein Klo. Wobei „entstehen“ das falsche Wort ist, denn das implizierte ja einen Anfang und ein Ende. Das Praterstern-Klo hingegen vollendet sich seit Jahren in seiner Unvollendetheit. Es steht da, einfach so, kein Arbeiter ward hier jemals gesehen. Ein paar Spanplatten, ein bisschen Leim, ein Schild: „Hier errichten die Wiener Linien eine öffentliche Toilettenanlage. Eröffnung: Dezember 2010.“ Nun würde die Angabe dieses Fertigstellungstermins unter normalen Umständen die Aura zeitloser Harmonie stören, die die Klo-Baustelle am Praterstern ausstrahlt. Gewiefte Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe haben daher prompt die letzte Ziffer der Jahreszahl handschriftlich übermalt: „Eröffnung: Dezember 2011“, steht jetzt leicht improvisiert da. Doch der Schaden, den die Nennung eines Termins angerichtet hat, lässt sich leider nicht mehr ganz ausradieren: „2017“ hat ein frecher Passant mit Kugelschreiber dazugekritzelt. Ein anderer schrieb sogar: „Wird nie fertig.“ Natürlich wird das Klo nie fertig. Das ist ja auch der Sinn der Sache.