Aus profil 37/2018, 10.09.2018
Ich wundere mich über jene, die Quoten für Unternehmen als eine Art unrechtmäßigen Eingriff in irgendeine naturgegebene Ordnung ablehnen. Zum Beispiel Frauenquoten. Was die Leistung aus sich heraus erschaffen hat, lautet gern das Argument, das soll der Mensch nicht stören.
In Kalifornien wurde soeben eine gesetzliche 40-Prozent-Quote für Frauen auf Vorstandsebene eingeführt. Vorreiter Norwegen hat längst eine. In Österreich gilt immerhin für Aufsichtsratsgremien großer Unternehmen, dass 30 Prozent weiblich sein müssen (wobei die Erfüllung nicht gelingt). Die Kritik: Minderqualifizierte Quotenfrauen würden anstelle jener Männer treten, die sich den Job aufgrund ihrer Leistung eher verdient hätten -was letztlich den Erfolg des Unternehmens gefährde. Und: Weil es zu wenig gut qualifizierte Frauen gibt, welche die Chefetagen der Unternehmen wegen der Quoten füllen müssen, würden die Frauen viele Funktionen zugleich wahrnehmen, etwa in Aufsichtsräten. Salopp nennt man sie „goldene Röcke“.
Der britische „Economist“ hat evaluiert, was an den Argumenten dran ist. Er kommt zu dem Schluss, dass sich zwischen Geschlechterquoten und wirtschaftlichem Erfolg kein Zusammenhang nachweisen lässt. Was aber ist von den „goldenen Röcken“ zu halten? Die Gefahr, dass ein und dieselbe Frau viele Mandate ausübt, besteht zwar. Aber denkt man die Logik weiter, dann dürfte es in Ländern, in denen sich bisher quotenmäßig wenig getan hat, kaum Ämterhäufungen geben. Was nicht im Geringsten der Fall ist. In Österreich etwa sind Aufsichtsratsgremien durchwegs vom immergleichen Klüngel gut vernetzter Männer besetzt. Es zählt persönliche Bekanntschaft, nicht fachliche Qualifikation. Mit Blick auf die Wirklichkeit also können wir uns getrost von der Vorstellung verabschieden, dass Quoten einem leistungsgetriebenen System in die Quere kommen.
Joseph Gepp