Aus profil 14/2018
Ich will gar nicht wissen, wo ich überall versteckte Gebühren zahle. Also, wissen will ich es eigentlich schon. Aber mir fehlt die Zeit, mir die Feinheiten alles Kleingedruckten auf meinen Rechnungen und Auszügen zu erschließen, sodass ich in der Lage wäre, etwaige Unfeinheiten zu hinterfragen. Dabei gäbe es wohl einiges zu durchforsten. Von der Kreditkartenrechnung zu den Energiekosten, von den Kontoführungsgebühren zum Fernseh- Internet-Kombipaket, von der Handy- Rechnung bis zur Betriebskostenabrechnung für die Wohnung.
Eines immerhin weiß ich: Bei der Geldabhebung am Bankomaten zahle ich keine Gebühren. Vergangenes Jahr nämlich – während des Wahlkampfes -gab es eine kurze, aber emotionale Diskussion darüber. Danach wurde im Parlament ein Teilverbot der Bankomatgebühren beschlossen.
Seither scheint es, als herrsche trotz Verbots im ganzen Land Alarmbereitschaft wegen der Bankomatgebühren. Zum Beispiel im Supermarkt: Dort hängt noch immer auf dem Bankomaten neben dem Eingang das Hinweisschild des Marktbetreibers, dieses Gerät sei „für unsere Kunden“ garantiert gebührenfrei. Oder kürzlich in einem Geschäft: Da fragte ich, wo sich der nächste Bankomat befindet. Eigentlich gleich um die Ecke, antwortete die Verkäuferin -aber dort seien Gebühren fällig.
Also: ans Ende der Straße, zwei Mal rechts, ein Mal links, unter der Unterführung durch, über die Ampel drüber und dort noch einmal um die Ecke.
Hilfsbereite Mitmenschen genauso wie Unternehmen wenden also viel Umsicht und Mühe auf, um unbedarfte Konsumenten wie mich durch den vermeintlich lauernden Bankomatgebührendschungel zu lotsen. Wie freundlich. Und ein vielversprechender Anfang. Wenn jetzt auch noch Wahlkämpfe zu den Themen Kreditkartenrechnungen, Energiekosten, Bankkontoführungsgebühren, Fernseh-Internet-Kombipakete, Handy-Rechnungen und Betriebskosten stattfinden, könnte ich wirklich Geld sparen.
Joseph Gepp