Aus profil 38/2017
Der Fall Fairphone: Wie ausgerechnet ein Handy mit Weltverbesserungsanspruch zur Wegwerfware mutiert.
Von
Joseph Gepp
Schon einmal vom „Fairphone“ gehört? Dieses Smartphone aus den Niederlanden will das Gegenkonzept zu den Massenprodukten aus dem Hause Apple und Samsung sein. Das Fairphone kostet zwar stolze 521 Euro, dafür ist es aber unter gerechten Bedingungen produziert, etwa ohne Mineralien aus Kriegsgebieten. Und: Die Möglichkeit langer Wartung und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen sollen dafür sorgen, dass man ein Fairphone deutlich länger besitzt als handelsübliche Smartphones. Sozial und ökologisch verträglich, so lautet zumindest der Anspruch.
Umso peinlicher eine Mitteilung des Unternehmens, die derzeit per E-Mail bei österreichischen Fairphone-Besitzern eintrudelt. Für die vielverkaufte erste Edition des Geräts – Baujahr: 2013 – stünden keine Ersatzteile mehr zur Verfügung. „Wir bedauern sehr, dass wir die Instandhaltung für das Fairphone 1 beenden müssen.“ Konsequenz: Ist ein Teil des Telefons kaputt, kann man das ganze Gerät wegwerfen. So war das wohl nicht gedacht mit der Nachhaltigkeit.
Die Hintergründe beschreibt Fairphone-Gründer Bas van Abel auf seiner Website. Das chinesische Unternehmen Guohong, welches das Fairphone 1 fertigte, habe seine Tätigkeit eingestellt. Deshalb mussten jene Lieferanten, welche unterschiedliche Ersatzteile fertigen, einzeln kontaktiert und beauftragt werden. Diese produzieren aber nur in großen Mengen – größeren, als Fairphone sie benötigt. Manche Teile werden aufgrund ihres Alters gar nicht mehr produziert. „Wir haben alles versucht, neue Lieferanten zu finden und sie zu überzeugen, die Teile zu fertigen, die wir benötigen“, schreibt van Abel. „Aber es war unmöglich.“
Was neuere Editionen des Fairphones betrifft, gelobt der Firmengründer Besserung. Man werde auf Jahre den Ersatzteilbedarf vorausplanen, verspricht er. Trotz alledem: In Zeiten global tätiger Lieferketten ist das mit dem Fair-sein gar nicht so einfach.