Aus profil 9/2017
Kolumne: Joseph Gepp
Ich staune, wie einfach es heutzutage ist, einen Kredit zu bekommen. Zum Beispiel bei der UniCredit Bank Austria. Die wirbt derzeit intensiv mit einem „Online-Wunschkredit“. Die Kreditsumme (ab nur 1000 Euro) langt innerhalb von lediglich zwei Werktagen beim Kreditnehmer ein. Man muss dafür nicht einmal eine Bankfiliale betreten.
Noch rascher: das neue Wiener Finanz-Start-up „Cashpresso“. Hier braucht man überhaupt nur das Handy. Man übermittelt seine Daten per App, identifiziert sich mittels Videotelefonat – und zehn Minuten später ist das Geld da. Auf so manchen Espresso wartet man länger.
Mit der problematischen Seite solcher Entwicklungen schlägt sich gerade die Landesregierung des Burgenlands herum. Dort bieten die Pflichtschulen neuerdings eine „finanzielle Grundausbildung“ im Ausmaß von acht Schulstunden an. Die Verschuldung werde immer höher, begründen burgenländische Schuldnerberatung und Landesschulrat die Aktion, die Schuldner immer jünger. Der Misere soll nun in frühem Stadium vorgebeugt werden.
Einen kreativeren Ausweg bietet die Firma „Three Coins“. Wie Cashpresso handelt es sich dabei um ein Start-up aus Wien. Dieses Unternehmen will Jugendlichen spielerisch den verantwortungsvollen Umgang mit Geld beibringen. Das geschieht beispielsweise in Workshops. Oder auch mittels witziger Handy-Spielchen. Bei denen muss man sich die virtuellen Ressourcen, die man zur Verfügung hat, raffiniert einteilen. Eine Geisteshaltung, die man anschließend auf das echte Leben überträgt, hoffen die Firmengründer.
Es gibt also eine App, die es mir ermöglicht, in nur zehn Minuten einen Kredit zu bekommen. Und eine andere, die mir ausreichend Finanzverantwortung beibringt, sodass ich den Zehn-Minuten-Kredit lieber bleiben lasse. Die digitale Welt hält schon viele Möglichkeiten bereit.