Aus dem FALTER 40/2014
JOSEPH GEPP
Anfang September erregte eine Aussendung der Wiener FPÖ Aufsehen: Chinesische Investoren, hieß es darin, wollen das historische Jugendstiltheater im Otto-Wagner-Spital am Steinhof in Penzing übernehmen. Es solle eine „Musikschule für Sprösslinge reicher Chinesen“ werden. Quellen sowie konkrete Informationen dazu blieb die FPÖ jedoch schuldig.
Vergangene Woche erreicht ein E-Mail von Anrainern den Falter. Erneut schauen sich Chinesen gemeinsam mit Stadt-Wien-Vertretern angeblich am Steinhof um. Diesmal aber geht es nicht um das Theater, sondern um einzelne Pavillons.
Wer dem Gerücht nachspürt, stößt auf ein Geflecht widersprüchlicher Informationen, das ein Stückweit verstehen lässt, warum Betroffene von Bauprojekten Behörden und Politikern gern etwas misstrauisch begegnen.
Erster Anruf: die stadteigene Wohnbaugenossenschaft Gesiba. Diese plant am Steinhof Wohnungen. Bei der Gesiba hat man zwar von einer chinesischen Delegation gehört – aber habe damit nichts zu tun, heißt es. Man verweist an den Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV), als Dachorganisation städtischer Spitäler auch für das Otto-Wagner-Spital zuständig.
Beim KAV kennt man die Hintergründe der Chinesen-Causa auch nicht. Man verweist an die Wien-Holding, den Dachkonzern aller Stadt-Wien-Firmen. Denn die Wien-Holding konzipiert die künftige Nutzung der Pavillons im Otto-Wagner-Spital.
Bei der Wien-Holding jedoch kommt auch kein Licht ins Dunkel. Es habe zwar einen Besichtigungstermin mit Chinesen gegeben, heißt es. Aber der sei direkte Angelegenheit der Direktion des Otto-Wagner-Spitals gewesen. An diese verweist man weiter.
Im Otto-Wagner-Spital heißt es schließlich, man dürfe nicht mit Journalisten sprechen, dafür sei die Dachorganisation KAV zuständig.
Und was sagt der KAV auf nochmalige Nachfrage des Falter? „Leider lässt sich nicht herausfinden, warum und welche Chinesen am Gelände des Otto-Wagner-Spitals waren.“