Aus dem FALTER 5/2014
Glosse: Joseph Gepp
Dies ist eine Hommage an einen Boden – den Holzboden in den hinteren Wägen der alten Wiener Straßenbahnen. Er hat schon 40 Jahre auf seinen Leisten, und das sieht man ihm auch an. Er ist graubraun und zerfurcht. In den Schluchten zwischen seinen Dielen verliert sich jede Münze, die runterfällt, garantiert auf ewig. Je nach Witterung draußen drängt der Boden dem Straßenbahninneren seinen starken Geruch auf: im Sommer nach Parkettbodenwachs, im Winter eher nach Eislaufplatzgarderobe.
Ab dem Jahr 2017 werden die alten Garnituren ausgemustert, das gaben die Wiener Linien vergangene Woche bekannt. Der Holzboden gehört dann endgültig der Vergangenheit an. Wir werden ihn vermissen. Und kein niederfluriges Wunderwerk mit Plastikboden wird uns je über diesen Verlust hinwegtrösten.