Aus dem FALTER 45/2013
Telefoninterview: Joseph Gepp
Seit heuer heißt der Wiener Heizkostenzuschuss „Energieunterstützung“ – und soll sozial und ökologisch treffsicherer sein. Mit den verfügbaren sechs Millionen Euro werden etwa auch alte Thermen getauscht und Energieberatungen durchgeführt. Allerdings: Bisher nahmen nur 7000 Wiener, unerwartet wenige, die Hilfe in Anspruch. Warum, fragt der Falter die grüne Mandatarin Birgit Hebein.
Frau Hebein, bleibt die Gemeinde auf einem Teil der sechs Millionen sitzen?
Auf gar keinen Fall. Das Geld wird bei den Richtigen ankommen, das bestätigen uns alle Experten. Aber es ist eben ein neues System, das eine gewisse Zeit braucht, um anzulaufen.
Bisher haben nur rund 7000 Haushalte die neue Energieunterstützung in Anspruch genommen, im Vorjahr waren es ingesamt 57.000.
Bis Ende des Jahres kommen nach unseren Schätzungen noch einige tausend dazu, weil dann die Jahresabrechnungen für Strom und Gas fällig werden. Aber es stimmt, dass noch viel zu tun bleibt. Jetzt muss vor allem die aufsuchende Arbeit gut funktionieren. Die läuft jetzt gerade erst an.
Aufsuchende Arbeit?
Für viele ist die Hemmschwelle sehr hoch, einen Antrag bei der zuständigen MA40 zu stellen – diese Möglichkeit gibt es nach wie vor. 7000 Leute in Wien sind sozial aufsuchend unterwegs, zum Beispiel als Sozialarbeiter oder Pfleger. Dieses Netz nützen und bündeln wir zusätzlich, um Unterstützung anzubieten, wo Hilfe gebraucht wird. Denn Armut ist oft mit Scham verbunden. Deswegen braucht es Vertrauen, um Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Planen Sie bei der Energieunterstützung etwaige Änderungen, um auf mehr Nachfrage zu stoßen?
Ja, es muss laufend verbessert werden, beispielsweise das bürokratische Procedere bei der MA40. Die Energieunterstützung kann nur ein Beitrag zur Armutslinderung sein, wie etwa auch die Kindermindestsicherung. Mit einer Maßnahme allein kann steigende Armut nicht bekämpft werden.
Die Lösung ist einfach: Die Masse der normalen MindestsicherungsbezieherInnen erfährt ja gar nix von der Energiesicherung, nur jene, die sowieso schon sozialarbeiterisch betreut werden. Das ganze ist ein Pflanz, des das ist ja nur eine KANN-Bestimmung, also ein Almosen, und keine MUSS-Bestimmung, also auch kein RECHT. Eigentlich ziemlich entwürdigend, wie die Grünen da uns behandeln …
Schade dass die Grünen, sobald sie wo mit an der Macht sind, ihre ursprünglichen Ideale so schnell vergessen und Teil des HERRschenden Systems werden …