Aus der Buchbeilage im FALTER 11/2013
Lebenskunst: Der Halbbruder von Frank Stronach entschied sich für ein einfaches Leben und legt seine Autobiografie vor
Joseph Gepp
Wer ein fundiertes Buch über einfaches Leben sucht, sollte ein anderes Werk lesen als das von Hans Adelmann, das sich eher für jene eignet, die wissen wollen, wie eine der wichtigsten Figuren der derzeitigen österreichischen Innenpolitik zu dem wurde, was sie ist: Frank Stronach, geboren als Franz Strohsack. Hans Adelmann ist sein sieben Jahre jüngere Halbbruder.
Gemeinsam wuchsen Franz und Hans im steirischen Weiz auf. Später folgte Adelmann Stronach nach Kanada, um dort als dessen erster Angestellter zu arbeiten. Einige Jahre später zog er ins schweizerische Appenzell, wo er bis heute lebt. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als technischer Betreuer in einer Schule.
Seine Autobiografie liest sich streckenweise etwas schwülstig, und die These vom einfachen Leben klingt bisweilen etwas bemüht. An manchen Stellen wird das Buch aber auch zu einer schönen und ehrlichen Lebensbeschreibung eines Menschen, der seine Jugend in harten Nachkriegsjahren zubrachte und später seinen Weg ging.
Frank Stronach ist, wenig überraschend, eine zentrale Figur des Buchs. Sein Ehrgeiz und unbedingter Wille, in allem der Beste zu sein, dienen Adelmann als Gegenentwurf zur eigenen Genügsamkeit. „Frank arbeitete jeden Tag und schlief meistens in der Werkstatt auf einer Liege.“ Sein Erfolgsrezept: „mit dem Aufwand aller Kräfte die beste Qualität zu bieten“.
So füllte sich das Auftragsbuch, und was Frank sich selbst abverlangte, das forderte er auch von allen anderen. Adelmann jedoch will dem Erfolg weit nicht so viel opfern wie sein Bruder, schmeißt den Job hin und zieht mit seiner späteren Frau durch Kanada. Nach der Übersiedelung in die Schweiz, besteigt er etliche Male seinen Lieblingsberg, die Hundwiler Höhe. Vor allem in diesen letzten Kapiteln schwärmt er von der Schönheit des einsamen Wanderns, die seinen Geist „frei und klar“ mache und ihm einem Beweis dafür liefere, „dass es etwas Göttliches geben musste“. Ein richtiger Einsiedler wird Adelmann jedoch nie. Nur zeitweilig lebt er in Berghütten.
Zum Verständnis dessen, was die politische Figur Frank Stronach prägte, ist diese Geschichte zweier ungleicher Brüder durchaus interessant, auch als Zeitdokument hat sie ihren Reiz. Wäre Adelmann nicht Stronachs Bruder, würde dieses Buch wohl kaum jemanden interessieren.
Hans Adelmann: Einfacher leben. Warum Frank Stronachs Bruder 2072 Mal den gleichen Berg bestieg. Edition a, 96 S., € 14,90
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