Aus dem FALTER 6/13
Am Apparat Telefonkolumne
Wenn man im Internet „satan.at“ eintippt, dann kommt man auf die Webseite der katholischen Kirche. Dafür sorgt Niko Alm, 37, Internetunternehmer und landesweit bekannter Aktivist gegen Kirchenprivilegien. Warum tun Sie das, Herr Alm?
Herr Alm, war Ihre satan.at-Aktion nicht ein bisschen kindisch?
Nein, es gab ja eine lustige Vorgeschichte, sodass man durchaus eines draufsetzen konnte. Die katholische Kirche hat sich zuvor die Domain kirchenprivilegien.at gesichert und passenderweise auf ihre Webseite weitergeleitet. Da dachte ich: Satan ist eine Kreatur, die der Kirche zuordenbar ist – ich leite das auch weiter.
Wie kommt ein junger Unternehmer wie Sie dazu, sein halbes Berufsleben dem Kampf gegen die Kirche zu widmen?
Das ist bei weitem nicht mein halbes Berufsleben, auch wenn es vielleicht so ausschaut. Ich habe einen Vollzeitjob in meiner Firma und erübrige dafür nur einen Teil meiner Freizeit. Die Sache mit der Domain dauerte gerade eine Minute.
Laut Umfragen betrachten immer mehr Leute die Kirche als Relikt alter Zeiten. Haben Sie sich da nicht einen Feind ausgesucht, dessen Bedeutung und Macht sowieso schwindet?
Für manche Bereiche stimmt das, aber es gibt auch Dinge, die keinen Aufschub dulden. Denken Sie nur an die Misshandlungsopfer oder eben die massiven staatlichen Privilegien der Kirche.
Stammen Sie eigentlich aus einem gläubigen Elternhaus?
Ich bin getauft und gefirmt, aber wir haben nie gebetet. Klassischer Taufscheinkatholizismus.
Mit wie vielen Stimmen rechnen Sie bei dem Volksbegehren im April?
Die 100.000 werden wir schon schaffen. Die Sache kommt in Social Media langsam in Fahrt. Da draußen gibt es sicher viel mehr als 100.000, die unsere Anliegen unterschreiben würden – sie müssen nur davon erfahren.
Interview: Joseph Gepp