Aus dem FALTER, 17/2011
Joseph Gepp
Werden Wiener-Linien-Tickets teurer? Diese Frage stellen sich Öffinutzer, seit die Presse über eine geplante Preiserhöhung um 13 Prozent berichtete. Das wären pro Einzelticket zwei Euro statt 1,80. Dabei hatten die Grünen, nunmehr Regierungspartner, im Wahlkampf 2010 mit einer Verbilligung geworben, um möglichst viele zum Umstieg zu bewegen. Ein Euro pro Tag, zehn pro Monat und 100 pro Jahr, hatte es geheißen.
Derzeit beraten Koalitionspolitiker und Verkehrsexperten. SPÖ-Finanzstadträtin Renate Brauner verweist ebenso auf verhandlungsbedingtes Stillschweigen wie Grüne und Wiener Linien.
Fix scheint indes mit Blick auf die Budgetlage, dass die grüne 1/10/100-Maximalvariante nicht durchsetzbar ist. Stattdessen könnte die SPÖ den Grünen entgegenkommen, indem Einzelfahrscheine zwar teurer, Langzeittickets aber nach Einkommen statt wie bisher nach Alter gestaffelt werden – insgesamt würden sie so billiger. Bei einer so zentralen Forderung wie Öffipreisen dürfe es keine Verteuerung durch die Bank geben, heißt es seitens der Grünen.
Für Frühsommer werden Ergebnisse erwartet. Dann zeigt sich, wie viel grüne Handschrift die groß angekündigte Öffireform noch trägt.
Wie soll eine „Staffelung“ nach dem Einkommen denn funktionieren? Das Alter kann man leicht nachweisen, aber Einkommen und Vermögen?
Und öffnet man damit nicht die Büchse der Pandora? Warum nicht auch billigere Lebensmittel beim Billa gegen Vorlage eines amtlichen Papiers über die Gewährung bestimmter Sozialleistungen (die Differenz zum Kassenpreis zahlt das Sozialamt)? Günstige Leistungen nur mehr gegen einen Einkommens- und Vermögens-Striptease?
Und überhaupt: Wird so eine Ermäßigung samt Überprüfung nicht zum kostentreibenden bürokratischen Hürdenlauf (oder alternativ zu einer Bonanza für Sozialbetrüger/innen)?
Interessanter Einwand. Weise nur darauf hin, dass es billigere Lebensmittel gegen Vorlage eines amtlichen Papiers schon jetzt gibt: im Sozialmarkt.