Am Balkan löste es einen Krieg aus, im Rest Euroas führt es zumindest zu heißen Debatten: das Thema Vergangenheitsbewältigung. Ihm widmet sich ein englischsprachiger Sammelband europäischer Intellektueller, editiert von den österreichischen Balkan-Kennern Wolfgang Petritsch und Vedran Džihic. Von südosteuropäischen Definitionskriegen, wie sie sich etwa in Srebrenica oder Mostar grausam äußerten, leitet er über zu großen gesamteuropäischen Vergangenheitserzählungen vieler Epochen – zum Beispiel zur „pangermanischen Identität“ der Zwischenkriegszeit, zur Rolle der (gemeinsamen) osmanischen Geschichte in so unterschiedlichen Städten wie Sarajevo und Beirut oder zum Vergangenheitsbild in Michael Hanekes „Das weiße Band“. Autoren sind etwa Oliver Rathkolb, der britische Europa-Experte Martin Dangerfield, der polnische Ex-Dissident Konstanty Gebert, die serbische Menschenrechtsaktivistin Nataša Kandic und die Herausgeber selbst. Lesenswert!
Joseph Gepp
Vedran Džihic, Wolfgang Petritsch (Hg.): Conflict and Memory. Bridging Past and Future in (South East) Europe. Nomos, 326 S., € 69,-