Ohne Metaphern à la „Hinterhof“ oder „Pulverfass“ geht es leider nicht. Davon abgesehen ist Olaf Ihlaus und Walter Mayrs „Minenfeld Balkan“ ein lohnendes Werk: differenziert und frei jeder Parteinahme. Historisch gehen die beiden Spiegel-Autoren sehr weit zurück, bis zur Amselfeldschlacht 1389, ein balkanologisches Muss, da derlei Uraltereignisse heutigen Konflikten als Vorwand dienen. „Minenfeld Balkan“ erspart dem Leser den Zweckoptimismus des offiziellen Europa. Stattdessen werden die Probleme der 90er-Jahre fortgeschrieben und gipfeln in düsteren Bestandsaufnahmen, etwa über das Nichtfunktionieren Bosniens und des Kosovo oder die schleichende Islamisierung Sarajevos.
Olaf Ihlau, Walter Mayr: Minenfeld Balkan.Der unruhige Hinterhof Europas. Siedler, 304 S., € 23,60
Erschienen im Falter 50/09