Jagt Schnitzel, stehlt Hunde!

100.000 Studenten beginnen dieser Tage ihr Semester in Wien. Was sollen sie tun? Alles, außer Lernen

70 Tipps: Ingrid Brodnig, Joseph Gepp, Christopher Wurmdobler

1 Den Einser nehmen Der alte Einser kurvte die Ringstraße entlang, der neue fährt jetzt vom Zentrum in den Süden, was viel über den Aufbau der Stadt verrät. Man passiert die Altstadt, Wiens letztes Stück Ustrab-Netz (Unterirdische Straßenbahn) und den Zehnten bis zum Favoritner Wasserturm. Sollte man gemacht haben!

2 Im Pub-Quiz brillieren Richtige Streber trumpfen nicht an der Uni auf, sondern beim Spieleabend mit Freunden bei einem Pint Guinness. Etliche Pubs bieten Quizzes an, etwa das Shebeen im siebten oder das Charlie P’s im neunten Bezirk.

3 Die Welt schöntrinken Wer Glühwein und ein gutes Gewissen haben will, kann beim Ute-Bock-Stand (ab November, Mariahilfer Straße) fleißig trinken. Eine gute Auswahl an wärmenden Getränken gibt es übrigens beim „Winter im MQ“. Ein Weihnachtsmarkt ohne peinliche Deko!

4 Einen Gacksi-Hund stehlen Viele Studierende sind stolze Besitzer eines Jack-Russell-Terriers. Aus Pappe. Mit dem Viech versucht die Stadt Wien ihr Hundekotproblem zu bekämpfen: „Nimm ein Sackerl für mein Gackerl.“ Der Terrier wird gern gemopst und zum WG-Ausstellungsstück.

5 Fit bleiben Kraftstudios für Doper und Yuppies, das war mal. Heute ist Fitness in der breiten Mitte angekommen, und auch der Student stemmt gern gegen Kopflastigkeit an. Sehr preiswert zum Beispiel (€ 17,–/Monat) und 24 Stunden offen: die McFits. Überhaupt gratis ist die Open-Air-Fitnessanlage am Nordbahnhofgelände. Das hat schon fast was von Rio.

6 Pferd essen Vegetarier weghören! In Wien gibt es erstklassiges Pferdefleisch, etwa bei der Fleischhauerei Gumprecht http://www.gumprecht.at. Gut ist auch der Leberkäse am Hohen Markt. Dort kann man Pferd essen und lebende Fiakerpferde sehen.

7 Im Museumsquartier saufen Im Juni verbot das MQ mitgebrachten Alkohol. Nach lautem Protest ruderte man zurück. Umso wichtiger ist es, weiterhin Dosenbier in den Innenhof mitzubringen und dort zu trinken. Als Statement gegen den Konsumzwang in der Öffentlichkeit.

8 Ins unterirdische Wien steigen Wer einen Altwiener Keller betritt, findet nicht selten den Zugang zum Nachbarhaus. So erschließt sich ein Labyrinth im Untergrund. Taschenlampe!

9 Vororte checken Die Vorortelinie zwischen Handelskai und Hütteldorf ist eine Gebirgsbahn mit 29 Brücken, die vollständig innerhalb der Stadtgrenzen liegt. Ermöglicht einen anderen Blick auf Wien.

10 Billiger rocken Wer bei teuren Konzerttickets sparen will, geht zur Jugendinfo Babenbergerstraße. Welche Gigs günstiger sind, steht online unter: http://www.wienxtra.at. Übrigens gibt es oft auch zum Studentenkonto Konzertermäßigungen, etwa bei der Bank Austria oder der Ersten Bank.

11 Die Preisfrage stellen Im Deewan http://www.deewan.at nahe der Uni gibt es nicht nur ein leckeres pakistanisches Buffet. Man entscheidet auch selbst, was einem das Essen wert ist. Also: den angemessenen Preis errätseln.

12 Radfahren aus Prinzip Mit dem Rad lernt man die Stadt am besten kennen. Wer hier noch keinen Drahtesel hat, kann fürs erste die gratis City Bikes auprobieren. Überzeugte Biker treffen sich dann bei der Critical Mass (jeden 3. Freitag im Monat, 16.30 Uhr, Schwarzenbergplatz), um die Straßen für sich zu erobern.

13 Bis zum Umfallen sporteln Von Badminton über HipHop bis Rugby. Das Universitätssportinstitut bietet preiswerte Kurse für Studenten und Akademiker. Viele Einheiten sind für dieses Semester schon ausgebucht. Bei Interesse trotzdem bei einer Übung vorbeischauen, manchmal gibt es nachträglich Kursplätze.

14 Ster- und Grissemann besuchen Die Entertainer kennen wir aus Film, Funk und Fernsehen. Wer sie live sehen will, kann unter http://www.willkommen-tv.at gratis Karten für die Aufzeichnung von Willkommen Österreich gewinnen.

15 Mitläufer sein Wem sogar der USI-Kurs zu teuer ist, der kann zum Beispiel entlang des Donaukanals, der Donauinsel, durch den Augarten, Schloss Schönbrunn oder die Prater Hauptallee joggen. Letztere ist auch nachts beleuchtet.

16 Im Schikaneder versumpfen
Das Schikaneder ist mehr als feines Programmkino und gute Bar mit abgefucktem Mobiliar. Es ist eine Wiener Institution. Deswegen wurde auch die dazugehörige Gasse nach dem Lokal benannt. Oder war es umgekehrt?

17 Die Gürtelrunde machen Wer bei der U6-Thaliastraße aussteigt und Richtung Alser Straße geht, kann im Schnelldurchlauf drei Spitzenbars besuchen: das Chelsea mit Indie- und Fußballkultur, das elektronische rhiz und schließlich das junggebliebene B72. Am besten alle!

18 Ins Wohnzimmer gehen Im WerkzeugH im fünften Bezirk stammt das Mobiliar aus verschiedenen Epochen und vermutlich mehreren Wohnungsauflösungen. Charmant improvisiert!

19 Dem Wuk-Sound lauschen Der Ziegelbau schaut nicht nur gut aus, hat adäquate Bier- und Eiernockerlpreise und angenehm alternatives Publikum. Er bringt auch die spannendsten Konzerte. Die österreichische Indiehoffnung Soap+Skin, Shantel und „Herr Blumfeld“ Jochen Distelmeyer persönlich – all das gibt es heuer noch zu sehen http://www.wuk.at

20 Zu faul zum Kochen sein Wer verkatert aufwacht und nichts im Kühlschrank hat, kann sich sein Essen nachhause bestellen. Zum Beispiel über Netkellner.at oder über das Wiener Web-2.0-Portal Mjam.net.

21 Permanent frühstücken Manche Menschen frühstücken im Bett, andere auf der Verkehrsinsel. Permanent Breakfasts http://www.permanentbreakfast.org sind Frühstücke im öffentlichen Raum, bei denen man Freunde und Passanten einlädt. Regeln und Termine dafür finden sich im Netz – ein toller Start ins Wochenende.

22 Gratis Funknetzen Bekanntlich leben wir in der Informationsgesellschaft, aber nicht jeder hat zuhause Internet. In der Stadt gibt es etliche kostenlose WLANs, zum Beispiel im MQ, Möbel oder Strandbar Herrmann. Die beste Übersicht von gratis WLANs findet sich unter http://www.helge.at/wlan

23 Bier herholen Wahre Couchpotatoes bestellen ihr Krügerl online unter http://www.bierher.at. Geliefert wird ab sechs Bier, Zustellgebühren gibt es keine. Und 1,70 Euro für eine Flasche Ottakringer sind okay!

24 Falsche Berge besteigen Wer sich nach einer Stunde Sport fühlen will, als hätte er soeben Europa per Fahrrad umrundet, der sollte klettern. Zum Beispiel ohne Seil und Haken in der Boulderhalle Walfischgasse. Oder etwas schwindliger im Kletterzentrum Rotenturmstraße.

25 In die Kirche gehen Wien hat viele schöne Kirchen. Einer der Höhepunkte liegt weit draußen: Otto Wagners weiß schimmernde Steinhof-Kirche. Wie geschaffen für einen müden und perfekten Sonntagnachmittag.

26 Auf die Stadt herabschauen Die Blicke sind überwältigend und die Anreise nicht beschwerlich, denn manche Stellen im bergigen Westen fährt sogar die Straßenbahn an. Unsere Empfehlungen: Lainzer Tiergarten, Cobenzl oder – für den faulen Urbanisten – der Donauturm.

27 Ganz morbide werden Am Zentralfriedhof wird Wien seinem Klischee gerecht (auf einer Fläche, größer als die Innenstadt). Schön auch im Winter! Die Rückkehr ins Reich der Lebenden erleichtert übrigens ein deftiges Gericht in einem der vielen Wirtshäuser um den Friedhof.

28 Schräges Wien erleben Manchmal fühlt man sich im Wurstelprater und – noch mehr – im Böhmischen Prater 100 Jahre in der Zeit zurückversetzt (ohne Kitschfaktor, dafür sind die Vergnügungsparks viel zu chaotisch). Wer gegenwärtig bleiben will, der lasse sich mittels diverser Apparaturen in die Luft katapultieren. So erhascht man auch eine hübsche Vogelperspektive auf die Stadt.

29 Sich billig den Bauch vollschlagen Am besten im Tunnel (8., Fuhrmannsgasse 18a) und Café Merkur (8., Lammgasse 1) und in der legendären Pizzeria Mafiosi (15., Reindorfgasse 15). Das arabische Frühstück im Tunnel – samt literweisem Kaffee – zählt zu den studentischen Standarderfahrungen dieser Stadt.

30 Baden gehen Schön, dass mittlerweile die meisten Wiener Wohnungen Bäder haben. So wird der Besuch einer Badeanstalt zum reinen Vergnügen. Wir empfehlen: Amalienbad (klassisch), Stadthallenbad (sportlich) und Oberlaa (Kur). Wo sonst lässt sich die Wiener Seele besser kennenlernen?

31 Sich ironisch einrichten Stil und schlechter Geschmack sind nah beieinander. Da liegt es nahe, sich im Retro-Stil einzurichten. Alte Möbel für den guten Zweck gibt’s im Caritaslager Carla http://www.caritas-wien.at, Büromöbel ab und zu beim Flohmarkt der MA54 http://www.wien.gv.at.

32 Schenkel klopfen Spaßkanonen, die man aus dem Fernsehen kennt, treten alle auch live auf. Kabarettfans kommen im Palais Nowak http://www.simpl.at, in der Kulisse http://www.kulisse.at oder im Orpheum http://www.orpheum.at auf ihre Kosten.

33 Ruhige Kugeln schieben Kegeln, Bowling, Petanque http://www.boule.at machen Spaß. Ein Klassiker ist die Kegelbahn im Keller des Café Weidinger (16., Lerchenfelder Gürtel 1). Rechtzeitig reservieren!

34 Wien am eigenen Leib tragen Irgendwann ist man so stolz auf seine Stadt, dass man sie am Leibe tragen möchte. Die Shirtbedrucker von Merchzilla http://www.merchzilla.com haben Labels dafür: Wiener Brut, Wien rockt.

35 Flüsterkonzerte erleben Musik muss nicht immer laut sein. Manchmal sorgen auch Anrainer dafür. Deshalb fährt die Transporter Bar http://www.transporterbar.com ein eher ruhiges Liveprogramm, sehr angenehm.

36 Sich elektrifizieren lassen Wien ist eine Partystadt. Zwar nicht durchgehend, aber doch kontinuierlich tanzt das Volk ums Riesenrad in Fluc Wanne http://www.fluc.at, Planetarium und Pratersauna http://www.pratersauna.tv. Letztere geht in ihre erste Wintersaison und wird dafür noch erweitert.

37 Sich die Ohren durchputzen lassen Man muss kein Klassikfan sein, um sich von einem großen Orchester einmal die Gehörgänge durchputzen zu lassen, ein besonderes Erlebnis mit den Symphonikern im Musikverein. Ja, es gibt Studentenpreise.

38 Alte Filme anschauen Im Filmmuseum http://www.filmmuseum.at finden die Ausstellungen auf der Leinwand statt. Gezeigt werden Klassiker, Wiederentdeckungen und Streifen, die man sonst nie sieht.

39 Nach dem Film bleiben Mit Schikaneder http://www.schikaneder.at und Top Kino http://www.topkino.at gibt es in Wien gleich zwei Filmtheater mit angeschlossener Lounge. Hier treffen sich auch Menschen, denen das Kinoprogramm so was von wurscht ist.

40 Schauspielstars live sehen Im Burgtheater http://www.burgtheater.at stehen die Stars aus dem (guten) Kino live auf der Bühne. Und Stehplätze kosten nur € 1,50. Die aussichtsreichsten im Parterre sind natürlich rasch weg. Der Vorverkauf startet jeweils am 20. des Vormonats für den gesamten Monat. Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn zahlen Studierende € 7,– auf allen dann noch freien Plätzen.

41 Neues Theater entdecken Brut, Schauspielhaus, Kasino und Rabenhof heißen die Theaterhäuser für aufgeschlossene Menschen, einfach mal ausprobieren. Im Max-Reinhardt-Seminar http://www.maxreinhardtseminar.at, der Schauspielschule schlechthin, zeigt der Nachwuchs außerdem regelmäßig, was er so drauf hat.

42 Auf den Sommer warten Blöd jetzt, Herbst. Dabei ist Wien so eine tolle Sommerstadt. Mit Donauinselfest, Prater, Heldenplatz, Strandbädern, Arena-Open-Airs, Draußen sitzen, Guerilla gärtnern und so weiter. Fragen Sie uns doch einfach im Mai nochmal. Der Falter macht Ihnen dann gerne den Stadtsommer schmackhaft.

43 Sich den Hintern in der Bim verbrennen Wer im Winter Straßenbahn („Bim“ sagt der Wiener) fährt, muss aufpassen, dass er in alten Garnituren nicht den Heizsitz erwischt. Obwohl: Manche finden den Platz auf der Heizung im vorderen Zugteil ganz gemütlich.

44 Wien aufwärmen Spätestens seit es Internet gibt, haben junge Lesben und Schwule kein Problem mehr, Freundinnen und Freunde zu finden. Manchmal geht man dann aber doch vom Computer weg und trifft sich. Zum Beispiel in der Rosa-Lila-Villa http://www.villa.at, Wiens erstem Lesben- und Schwulenhaus. Zum E-Mail-Adressen-Austauschen.

45 Im Szeneviertel abhängen Besuchen Sie den Ottakringer Yppenplatz, solange er noch cool ist! Wenn nur noch Jungväter Kinderwägen durch die Gegend schieben, ist er als Szeneviertel verloren. Sehr beliebt vor allem am Wochenende und bei schönem Wetter.

46 Sein Obst nicht nur im Supermarkt kaufen Brunnen-, Volkert-, ja sogar der Vorgartenmarkt boomen. Im Gegensatz zu den Touristen, die planlos über den Naschmarkt (ja ja, ein Erlebnis!) schlendern, kann man als Einheimischer hier auch einkaufen. Wenn man weiß, wo, dann sind Obst und Co billiger und besser als im Supermarkt.

47 In die Russendisco gehen Der Westen feiert den Osten im Ost-Klub oder beim jährlichen großen Ost-Festival. Eine witzige Zeiterscheinung. Authentischer ist freilich:

48 In die Serbendisco gehen Jeden Freitag- und Samstagabend wird die Ottakringer Straße zur bunt leuchtenden Balkanmeile. Dann gehen Serben, Kroaten und Bosniaken ins Palazzo, ins Flash oder ins Labyrinth. Es ist wild, es ist kurzberockt und turbo-folkig – und hundertprozentig echt.

49 Zum Heurigen gehen und weinerlich werden Klassiker fahren nach Grinzing, besser und billiger sind aber transdanubische Buschenschenken. Wer faul ist, bleibt in der Innenstadt und besucht zum Beispiel den Stadtheurigen Gigerl in der Rauhensteingasse. Besonders empfehlenswert (für warme Tage): der Sirbu in der Kahlenberger Straße: schöne Atmosphäre und unvergleichlicher Stadtblick.

50 Am Wasser sein Am Donaukanal zu sein, ist das neueste Ding in der Stadt. Denn dort mischen sich Clubkultur (Flex), Strandgefühl (diverse Beaches), lauschiger Grünraum (Central Garden) und Plätzchen von fast (post-)industriellem Charme (vor allem unter den Brücken).

51 Koks bestellen Die raue Rückseite der Ringstraße ist die Zweierlinie. Die sollte man auf jeden Fall gesehen haben. Unsere Extra-Empfehlung im Grätzel: das Café Bendl (1., Landesgerichtsstr. 6). Hier stehen die Preise noch in Schillingangaben an der Wand („Kesselwurst – S 38“). „Griechischer Wein“ in der Jukebox wählen und „Koks“ bestellen (Rum mit Würfelzucker und Kaffeebohnen, eine Spezialität um € 1,80).

52 Einmal Revolutionär sein Die europaweit einzige Ché-Guevara-Büste außerhalb kubanischer Botschaften steht – im Roten Wien, wo denn sonst? Jetzt hat der Ché vom Donaupark auch wieder seine Bronzenase, die ihm rechte Vandalen abgesägt hatten. Im neuen Glanz, sozusagen.

53 Die Industrie abradeln Zum Beispiel das Donauufer mit seinen stillgelegten Schienentrassen oder dem monumentalen Alberner Hafen (samt „Friedhof der Namenlosen“). Man kann auch in der Leopoldstadt abzweigen und durch den Prater und Simmering nach Favoriten fahren. Dann passiert man Industrie-Hinterhöfe – und Würstelstände, aus denen an Samstagvormittagen die Schlager hallen.

54 Ins Heimbett kotzen Studiheimfeste zählen zu den größten und wildesten Festen dieser Stadt. Alle aufgelistet unter: http://www.heimfest.at

55 Andere Städte entdecken Berlin-Neukölln liegt im Leopoldstädter Stuwerviertel, Liverpool rund ums Alsergrunder Wuk und Bukarest am Praterstern. Weitere Städte, die in Wien liegen? Sicher. Jede Menge.

56 Sozialismus aufspüren Zum Beispiel im monumentalen Karl-Marx-Hof oder den patinigen Strandbädern an der Alten Donau (auch im Winter schön).

57 Nach Bratislava fahren Schließlich liegen keine zwei europäischen Hauptstädte so nah beieinander wie Wien und Bratislava. Der wunderbar-windige Twin City Liner ist allerdings mit bis zu 30 Euro pro Strecke recht teuer. Billiger kommt der Zug (€ 8,–/Strecke) oder, etwa gleich teuer, der Postbus vom Südbahnhof.

58 Dem alten Tito frönen Rund 200.000 Ex-Jugoslawen leben in Wien. Nicht alle wollen zwanghaft ihrer gemeinsamen Geschichte abschwören. Das Maršal (16., Herbststr. 32) widmet sich ganz Marschall Jossip Broz Tito.

59 Das Arsenal besuchen Es ist weit mehr als nur das Heeresgeschichtliche Museum. Es sind große grüne Flächen, leicht heruntergekommene Ziegelgebäude und alte Industrieareale, in denen sich heute Studenten verwirklichen. Ein riesiger Spielplatz.

60 Katholisch werden Von den Grinzinger Weinbergen aus gesehen taucht sie an Spätsommernachmittagen über dem Stephansdom auf – die „Jausenfee“, eine Lichtreflektion, die der Jungfrau Maria ähnlich sieht.

61 Auf der Friedhofstribüne sitzen Am Dornbacher Sportclub-Platz erlebt man wohl das authentischste Stück Altwiener Fußballkultur. Auch sehr sehenswert: das Vienna-Stadion auf der Hohen Warte.

62 Ein Gedicht pflücken Helmut Seethalers sozialkritische Pflückgedichte in Bahnstationen und an Bauzäunen sind ein Stück des städtischen Lebens geworden. Zur freien Entnahme!

63 Gestank verstehen Es gibt einige Legenden, warum es in der U-Bahn-Haltestelle Stephansplatz so stinkt. Der Grund ist aber nicht die verwesende Leiche eines Obdachlosen, sondern ein organisches Bodenverfestigungsmittel, das verwendet wurde und eine chemische Reaktion eingeht. Das ist zumindest die offizielle Erklärung.

64 Die letzte/erste U-Bahn erwischen Echt ärgerlich, dass die letzten U-Bahnen in Wien bereits zwischen 0.06 und 0.30 Uhr losfahren. Wer von unterwegs den Fahrplan abfragen will und ein internettaugliches Mobiltelefon besitzt, kann dafür das Gratisprogramm qando herunterladen. Und wer lieber gleich durchmacht, der kann dann um fünf Uhr früh den ersten U-Bahn-Wagen nehmen.

65 Wien modern machen Jetzt beginnt wieder das Festival Wien Modern. Keine Angst vor neuer Musik, die klingt manchmal nämlich genauso wie im Club. Manchmal findet sie sogar im Club statt. Programm: http://www.wienmodern.at

66 Sich von Kellnern ignorieren lassen Auch das gehört zu Wien: mürrisches Personal. Sich einfach mal im Café Ritter (6., Mariahilfer Straße 73) ignorieren lassen – herrlich! Und keine Sorge: Die Herren im Smoking beißen nicht, sie tun nur so.

67 Die U6 nehmen Sie durchquert die industrielle Peripherie der Stadt, die Migrantenviertel in Zentrumsnähe und die Schrebergärten der echten Wiener. Eine U-Bahn-Fahrt wie ein Gesellschaftsroman.

68 Sein Grätzel entdecken Immer dort, wo Sie selbst nicht sind, ist es hipp? Machen Sie sich doch Ihr eigenes Szeneviertel! Gehsteigguerilleros werden, den Wirten am Eck zum letzten Schrei erklären und einen tollen Namen für Ihr Grätzel finden – so geht das.

69 Kreuz und quer gehen 1968 erdachten die Pariser Situationisten eine Methode, um eine Stadt „psychogeografisch“ zu erfassen: Gehen Sie doch einmal einen Tag lang durch Wien und nehmen sie einfach die nächste Abzweigung nach links und die übernächste nach rechts. So lernt man die Stadt auf eine ganz neue Art kennen.

70 Bücher zu Wien lesen Hier gibt’s jede Menge, die zum Einstieg Erhellendes liefern, was diese Stadt betrifft. Die Falter-Redaktion empfiehlt: Gerhard Roth „Eine Reise in das Innere von Wien“, John Irving „Das Hotel New Hampshire“, Wolf Haas „Wie die Tiere“, eines der Lesebücher von Alfred Polgar.

Erschienen im Falter 42/09

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