Wie Gewalt entsteht

Wenn Hooligans aufeinandertreffen, fliegen die Fetzen. Nicht nur im Umkreis des Stadions

Reportage: Joseph Gepp

Vergangenen Donnerstag, 21 Uhr, erreicht ein Zug den Westbahnhof. Es ist einer von vielen. Aber diese Ankunft hat Konsequenzen.

Denn es warten Rapid-Hooligans auf die aus Linz kommenden Austria-Anhänger. 40 Polizisten stehen gegen rund 210 Fans. Ein Fenster birst, Aschenbecher und Sessel fliegen hin und her. Sechs Polizisten erleiden Prellungen und Gehirnerschütterungen.

Es sind bedenkliche Szenen, die sich diesen Abend in Mariahilf abspielen. Denn der Konflikt setzt sich fort, als darauf Dutzende Polizeiwägen eintreffen. Die Fans fliehen stadtwärts, sie laufen die Mariahilfer Straße hinab, Feuerwerkskörper bringen den Verkehr zum Stillstand. Mit der Polizei spielen die Hooligans Katz und Maus. In der Stiegengasse werden sie eingekesselt, vier Festnahmen und etliche Durchsuchungen folgen, auf der Straße liegt das Geschirr der umliegenden Schanigärten.

Es war ein Gewaltausbruch von „üblichen Verdächtigen“, sagt ein Polizeisprecher. Nur spielte sich der Krawall mitten in der Stadt ab, und nicht – wie sonst – im Umkreis des Stadions. Viele der Hooligans waren maskiert und trugen Fraktur-Logos von Fan-Gruppen wie „Ultras“ und „Alter Garde“. „Ein Maskierter riss zwei Aschenbecher und ein Bierglas von meinem Tisch“, erzählt eine Frau, die in einem Kaffehausgarten saß. „Rennt, ihr Juden“, hätten die Hooligans den Austria-Fans nachgeschrien, die Zeugin dachte zuerst an Rechtsradikale.

So vermischte sich an diesem Abend modernes Fantum mit Feindbildern und Symbolen von einst. So herrschte in Mariahilf eine Stunde lang Ausnahmezustand.

Erschienen im Falter 22/09

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