Eine Stadt: Sarajewo

“Klein-Jerusalem” nennt man die Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina, aber weniger wegen der Vielzahl an Kirchen, sondern wegen dem konfliktträchtigen Zusammenleben der Religionen. Katholiken, Orthodoxe, Muslime und sogar einige verbliebene sephardische Juden leben in diesem Teil Europas. Die Stadt selbst ist osmanisch geprägt. In Sarajewo beginnt der Orient.
Die schmalen Gässchen der Altstadt führen zu alttürkischen Pavillons mit schattenspendenden Vordächern und fast lichtundurchlässigen Fenstern. Die Geschäfte sind eng und vollgedrängt, man verkauft Kugelschreiber, die aus Patronenhülsen des Kriegs gefertigt wurden.
Weiter draußen liegen k. u. k. Verwaltungsgebäude, manche noch zerstört von der Belagerung durch die Serben 1992 bis 96. Und noch weiter draußen, unweit der einst gefürchteten “Sniper Alley”, steht zwischen zerschossenen Plattenbauten eine riesige Moschee, gebaut aus Mitteln des radikalislamischen Regimes von Saudi-Arabien.
Es gibt zwei Typen von Sarajewo-Touristen: Die einen bestaunen mit offenem Mund die unerwartet orientalische Anmutung, die sich hier ausbreitet. Die anderen stehen ungläubig zwischen Kriegsruinen oder klettern durch den schmalen Tunnel, der einst als einziger Ausweg aus der belagerten Stadt führte. Und beide fragen sich, in welchem Jahrhundert sie eigentlich gelandet sind.
Joseph Gepp

9 Stunden Autofahrt (über Zagreb und Banja Luka), Busse u. a. von Erdberg, Züge von West- und Südbhf.

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Eingeordnet unter Balkan, Die vielschichtigen Verbindungen zwischen Osteuropa und Wien, Reisen

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