Roma-Reportagen sind ja inzwischen fast ein eigenständiges journalistisches Genre, das vom mitleidsheischenden Gewäsch bis zu einigen der großartigsten Schilderungen deutschsprachiger Schreiber reicht. Jetzt hat Andreas Tröscher, Redakteur der bekanntlich sehr nüchternen APA, diesem Genre ein gar nicht seinem Arbeitgeber entsprechendes Stück hinzugefügt: „Zigeunerleben“ ist bunt, vielschichtig, stellenweise fast reisetagebuchhaft. Es vereint 13 große Reportagen aus Osteuropa, und praktischerweise hatte Tröscher auch die Kamera dabei. Es ist ein Dokument der Leidenschaft, des glühenden Interesses und auch einer gewissen ratlosen Faszination, was das zeitlose Leben (und Elend) osteuropäischer Roma betrifft. Und wenn Tröscher auf klapprigen Stahlbrücken über sumpfige Flüsse in Bulgarien wankt, dann schwingt auch ein bisschen Osteuropa-Romantik mit.
Joseph Gepp
Andreas Tröscher: Zigeunerleben. Roma-Reportagen aus Osteuropa. Verlag Turia + Kant, 200 S., € 22,-
Erschienen im Falter 04/09